Richtig Lüften und Heizen
Dabei Geld sparen und die Umwelt schonen.
Es gibt viele Empfehlungen zum Thema Lüften.
Warum sich dann noch einmal damit befassen?
Weil sich Bauweise, Baumaterial, Möbel und auch Nutzung der Wohnräume in den letzten Jahren sehr verändert haben. Auch der Klimawandel ist in Zukunft mehr zu berücksichtigen.
Deshalb können frühere richtige Ratschläge oft keine Gültigkeit mehr haben.
Um nur einige Veränderungen zu nennen:
Früher hatte man eine Ofenheizung, und somit ständig einen Luftwechsel. Alles was durch den Kamin an Zug vorhanden war wurde automatisch durch undichte Fenster und Türen an kalter und somit relativ trockener Luft nachgesaugt.
Kalkanstriche konnten – auch noch in mehreren Schichten aufgebracht – noch einen gewissen Ausgleich der Feuchte im Raum ermöglichen. Dieser wirkte auch als ein gutes Desinfektionsmittel.
Ebenso waren viele Materialien, wie Möbel, Bodenbeläge etc. in der Lage, kurzeitig etwas Feuchte aufzunehmen. Heute ist alles „pflegeleicht beschichtet und versiegelt“ und somit dicht.
Möbel bedeckten nur kleinere Flächen, hatten auch allesamt Füße und somit keinen Luftstau.
Vorhänge sind heute bis zum Boden reichend und in Falten gelegt und somit eine „gute“ Wärmedämmung an der Innenseite. Ebenso wie Möbel die oft raumhoch, manchmal auch noch dicht eingepasst sind und somit halten diese die Raumtemperatur vom Erwärmen der Oberflächen ab.
Durch Tapeten und Kleister an der Wand ergibt sich ein „guter“ Nährboden für Schimmelbefall.
- Die üblichen Klebestoffe sind Zellulose und Stärke.
- Einige Kleister enthalten Konservierungsmittel diese werden unter anderem eingesetzt, damit er nicht gleich schimmelt.
Der Keller wurde nur als Vorratsraum für Kohle und Holz oder Eingemachtes und Gemüse genutzt, und diese wurden jährlich wiederkehrend erneuert und konnten somit durch den Wechsel nicht faulen.
Heute sind die Keller oft voll mit Kartons und alten Möbeln etc. und faulen jahrelang dahin. Weil nun häufig Modergeruch entsteht wird oft falsch gelüftet.
Kellerraum voll mit Material das vor sich hinfault.
Wo kommt die Feuchtigkeit her?
Unsere Umgebungsluft enthält (für uns unsichtbar) eine bestimmte Menge Wasser im dampfförmigen Zustand.
– in der freien Natur, bestimmt durch die klimatischen Bedingungen
– in der Wohnung je nach Nutzung (Wasserabgabe in Gramm /Kubikmeter Luft)
– Aufenthalt und Tätigkeit des Menschen : 30 – 300 g/ h,
– Kochen 400 – 800 g/h
– Baden und Duschen 600 – 3000 g/h.
– Topfpflanzen 7 – 20 g/h,.
In dampfförmigen Zustand kann die Luft aber nur eine bestimmte Menge Wasser aufnehmen. Der Wert wird angegeben durch die relative Feuchte. Sie beschreibt das Verhältnis von der aktuellen zur maximal möglichen Wasseraufnahme bei dieser Temperatur und wird in % angegeben.
Wenn die relative Luftfeuchte 100 % erreicht (Taupunkt), fällt flüssiges Wasser aus: es kondensiert.
Dies zeigt sich gut an nicht saugenden Oberflächen, (z. B. Bierkrug, Brille und Fenster) wenn diese „beschlagen“.
Grafik.1 /s. Fensterberater) Wasserdampfaufnahme der Luft
- Die 22° C warme Luft kann maximal 19,4 Gramm Wasser enthalten.
- Hat die durch Lüftung zugeführte Außen Luft jedoch 0° C. Kann diese nur 4,8 Gramm Wasser enthalten.
- Dies bedeutet bei 22 Grad Raumtemperatur nur etwa 25 % relative Luftfeuchte.
- So ist auch klar, warum wir im Winter in unseren Wohnräumen eine sehr trockene Luft haben können.
- Bei 15° kann die Luft maximal 12,8 Gramm enthalten. Dies bedeutet es darf die relative Luftfeuchte 70% bei einer Raumtemperatur von 22° nicht übersteigen.
- Ansonsten fällt Kondenswasser an der kältesten Stelle aus.
Wichtig ist das Verhältnis vom Außen- zum Innenklima.
Während früher ein Luftaustausch durch die Ofenheizung automatisch erfolgte, muss heute darauf geachtet werden, dass dieser Luftaustausch durch Lüften hergestellt wird.
Es ist dafür zu sorgen, dass die Luftfeuchte im Raum deutlich unter dem Taupunkt bleibt. Wegen anderer Gesichtspunkte – z.B. Schimmelbildung oder „Behaglichkeit“- werden oft noch niedrigere Grenzwerte genannt.
Im Sommer, wenn der Temperaturunterschied zwischen Tag/Nacht nicht mehr so groß ist oder wenn nicht mehr geheizt wird, ist das Lüften nicht mehr so entscheidend. Da kann auch länger gelüftet werden. Es geht ja keine Energie mehr verloren.
Zudem ist zu beachten, dass im Wohn- und Arbeitsbereich bestimmte Grenzwerte für Temperatur und relative Luftfeuchte eingehalten werden müssen, um sich physisch wohlfühlen zu können. Man bezeichnet den Bereich innerhalb dieser Grenzwerte als „Behaglichkeits- Bereich“ siehe auch Grafik Nr. 2
Was heißt dann „Richtiges Lüften“?
Es muss immer nutzungsabhängig erfolgen.
Generell gilt: je kürzer lüften, umso besser, jedoch öfter wiederholen!
Aber auch, die Luft auszutauschen und dies abhängig von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit.
Je feuchter die Luft umso mehr muss darauf geachtet werden.
Es ist zu unterscheiden ob der Wohnbereich oder der Keller gelüftet wird.
Hinzu kommt die Art der Raumerwärmung – ob Konvektion oder Strahlungswärme.
Wenn der Temperaturunterschied relativ hoch ist – nachts draußen kalt (Herbst/Winter/Frühling) und in der Wohnung warm, dauert es nicht lange, denn die warme Luft entweicht sehr schnell und zieht kalte und somit trockenere Luft nach.
Da lohnt sich auch das Abdrehen der Heizung nicht, zumal diese im Anschluss sowieso auf volle Leistung wieder hochfährt.
Alles was unnötig abkühlt, muss wieder erwärmt werden!
Eine Beschleunigung des Luftaustausches kann auch dadurch erreicht werden, indem wir für eine sogenannte Querlüftung sorgen.
Dabei wird der Effekt ausgenutzt, dass beim Öffnen gegenüberliegender Fenster (oder Türen) die Luftströmung besonders hoch ist.
Achten Sie dabei auf die Zugluft, damit keine Scheiben zu Bruch gehen oder Unbehaglichkeitsgefühl entsteht!
Danach dauert es nur kurze Zeit, bis sich die Luft erwärmt hat und somit wieder Feuchtigkeit aufnehmen kann.
Praktische Messungen haben ergeben, dass dies ca. eine ½ bis ¾ Stunde dauert. D.h. das nächste Lüften sollte auch davon abhängig gemacht werden.
Längeres Lüften in der Heizperiode, wie in der „Fachliteratur“ oft zwischen 10 und 20 Minuten angegeben, bedeutet, dass die Gegenstände in den Zimmern und auch die Oberflächen der Wände mehr abkühlen. Dieses mehr bedeutet, dass mehr Energie durch Heizen wieder nachgeführt werden muss.
Wie lange lüften?
Der menschliche Körper ist ein sehr gutes „Messgerät“. Es kann folgendes Experiment durchgeführt werden: In der Frühe reagieren wir noch sehr empfindlich auf Temperaturunterschiede. Stellen Sie sich an die Stelle – gegenüber dem zu öffnenden Fenster/Türe. Nun bittet man jemand, Fenster oder Türe ganz zu öffnen.
Das Kippen der Fenster reicht nicht aus!
Sobald man empfindet, dass die kalte Luft an einem vorbei streicht, stoppt man die Zeit. Sie werden überrascht sein, denn es vergehen oft nur wenige Sekunden, meist handelt es sich um 5 -10 Sekunden. Die Zeit hängt auch davon ab, wie groß der Raum aber auch das Fenster bzw. oder die Türe ist, oder wie stark der Wind weht.
Weiter auch davon wie groß der Temperaturunterschied zwischen Innen und Außen ist. Es gilt die Empfehlung, das Zehn- bis Fünfzehnfache dieser Zeit zum Lüften anzusetzen, danach kann man davon ausgehen, dass der größte Teil der Luft ausgetauscht ist.
Der größte (zugleich auch der häufigste), Fehler hierbei ist, die Dauer-„Lüftung“ durch geöffnete Kippfenster.
Der Luftaustausch wird durch die aufsteigende warme Zimmerluft mehr behindert als gefördert, man heizt sozusagen „zum Fenster hinaus“.
- Aber auch die Wohnungen – seitlich, darunter und darüber werden dadurch erheblich abgekühlt.
Erfahrungen aus der Praxis haben ergeben, dass der größte Teil bei ganz geöffneten Fenstern/Türe die Luft in Räumen bis ca. 30m² Fläche schon nach ca. 2 Minuten ausgetauscht ist.
Leider wird oft (subjektiv) ein kälterer Raum als „frischer“ empfunden.
Ergänzend dazu auch: wie „Heizen“?
Dies lässt sich nicht pauschal beantworten.
Jedoch steht fest, dass die Beheizung auch ein wichtiger Bestandteil beim Thema Lüften ist.
Es müssen die speziellen Gegebenheiten des Objektes aber auch der Räumlichkeit abgeklärt werden:
Lage des Gebäudes – z.B. freistehend oder in einem Wohnblock
Lage der Wohnung im Gebäude – z.B. Keller, Obergeschoß
Vorgesehene Nutzung – Wohnen, Schlafen, Kinderzimmer, Arbeiten, Lagerraum etc..
Es ist auch abhängig von der Art der Heizung, z. B.:
- in der Wohnung.
- Ofen- Thermen mit Gas oder Öl; mit Holz-, Kohle-, oder Ölofen, insbesondere mit offener Flamme. Hier erfolgt der Luftaustausch automatisch.
Im Gegensatz zu:
- Zentralheizung – Elektrospeicher – Radiatoren
- Fußboden-, Wand- oder Deckenheizung. Hierbei muss auf den ausreichenden Luftaustauch geachtet werden!
Weiter ist entscheidend die Lage des Objektes:
Ein freistehendes Haus wird immer einen stärkeren Wärmeaustausch mit der Umgebung haben als ein „Eingebundenes“.
Hier wird das Hauptaugenmerk auf der Wärmedämmung der Außenwände liegen und vom Nutzer wenig zu beeinflussen sein.
Problematisch kann es werden, wenn durch die Möblierung z. B. Einbauküchen, Wandschränke aber auch Betten mit Bettkasten insbesondere an Außenwänden die natürliche Zirkulation weitgehend verhindert wird.
Es zeigt die Praxis, dass es gerade – hinter oder unter dem Inventar zu Tauwasser oder auch Schimmelbefall kommt. Besonders dann, wenn kein beheizter Keller unter dem Wohraum ist.
Bei der Nutzung als Wohn- und Arbeitsraum ist nicht nur die Temperatur, sondern auch die Luftfeuchte ein wesentlicher Gesichtspunkt. Temperatur und Luftfeuchte müssen im „Behaglichkeitsbereich“ liegen.
Grafik 2: Behaglichkeit.
Eine weitere Größe für die Behaglichkeit im Raum ist auch die Oberflächentemperatur der Wände oder der Fenster.
Nutzung der Kellerräume.
Dabei kommt es im Wesentlichen auf die Art der zu lagernden Güter an, welche Temperatur- und Feuchtegrenzwerte einzuhalten sind.
Oft denkt man, dass das Lüften im Sommer gut sei für eine trockenere Luft – dies ist jedoch falsch. Denn wenn warme und feuchte Luft auf die kalten Wandflächen kommt entsteht sehr schnell Tauwasser. Es ist aber auch falsch im Winter lange zu lüften, denn dann kühlt die Kellerdecke aus und auch hier wird Energie unnötig zum Fenster raus gelüftet.
- Höherwertige Nutzung z.B. Kinder-, Schlaf- oder Arbeitszimmer.
Bedingt durch höhere Raumtemperaturen sowie der kalten Boden,- und Wandflächen kommt es öfter zu Tauwasserbildung.
Ein besonderer Schwerpunkt wird hier die Vermeidung von Schimmelpilzen sein. Dies ist ein besonderer Aspekt bei der Nutzung als Wohnraum, was ja heute mehr und mehr der Fall ist.
Besonderes Augenmerk ist hierbei die Beheizung, dies nicht nur im Winter sondern auch im Frühjahr und Sommer. Die Boden-und Wandflächen sind nach der langen kalten Jahreszeit noch lange sehr kühl. Deswegen muss auch im Sommer teilweise geheizt werden. Aber dann muss auch eine hinreichende Wärmedämmung zum umgebenden Erdreich gegeben sein!
Zusammenfassung: Nicht alle alten Sprichwörter treffen auf die heutigen Lebensumstände zu, wie z. B.: „Off’nes Fenster Tag und Nacht hat manchem schon viel Heil gebracht“ ist heute als Richtschnur nur bedingt noch gültig.
Richtig ist, dass neue Bauweisen die „automatische“ Lüftung ausschließen.
Über nicht dicht schließende Fenster und undichte Türkonstruktionen in Verbindung mit einer Ofenheizung kam es früher zu einem ausreichenden Luftwechsel.
Dieser Luftwechsel muss heute oft über eine automatische Lüftung am besten mit Wärmerückgewinnung erreicht werden.
Damit liegt die Verantwortung für den nötigen Luftaustausch praktisch ganz beim Nutzer.
Lüften heißt, nach einem anderen Sprichwort “ mach’s Fenster auf, lass’ Luft herein, der Nächste wird dir dankbar sein“.
Das gilt nicht nur für „gefangene“ Räume, meistens Bad und/oder Toilette, wo man durch eine Stoß – oder Querlüftung, durch offene Türen und Fenster hindurch für einen schnellen Luftaustausch in wenigen Minuten sorgt.
Die Lüftungszeit verlängert sich, je geringer der Temperaturunterschied zwischen „drinnen“ und „draußen“ ist, aber auch wenn nur ein kleines Fenster geöffnet werden kann.
Wenn nun in der Frühe und am Abend das ganze Luftvolumen des Zimmers oder der Wohnung 2 – 3 mal ausgetauscht wird, dürfte dies in den meisten Fällen ausreichen, um feuchte Wände und/oder Schimmelbildung zu vermeiden.
Deswegen sollte keinesfalls zu lange gelüftet werden bzw. die Heizungen – nachts und bei Abwesenheit – nicht zu sehr gedrosselt werden, da sonst die Oberflächen und Gegenstände in der Wohnung zu stark abkühlen.
Fehler die häufig gemacht werden:
Der größte Fehler beim Lüften ist, (zugleich auch der häufigste) die Dauer-„Lüftung“ durch geöffnete Kippfenster. Der Luftaustausch wird durch die aufsteigende warme Zimmerluft mehr behindert als gefördert, man heizt sozusagen „zum Fenster hinaus“. Aber auch die Wohnungen – seitlich, darunter und darüber werden dadurch erheblich abgekühlt.
Längeres Lüften in der Heizperiode, wie in der „Fachliteratur“ oft zwischen 10 und 30 Minuten angegeben, bedeutet, dass die Gegenstände in den Zimmern und auch die Oberflächen der Wände mehr abkühlen.
Trocknen der Wäsche in der Wohnung. Wenn man aus der Waschmaschine 6 kg nasse Wäsche entnimmt aber nur 2 kg trocken in den Schrank hängt verbleibt oft zu viel Feuchte in der Wohnung.
Im Treppenhaus müssen auch die Fenster geschlossen bleiben, denn die Innenwände haben keine Wärmedämmung und kühlen die angrenzenden Wohnungen sehr stark aus.
Sehr oft kann man in Häusern mit durchgehenden Treppenaufgang feuchte Kellerböden feststellen. Klar, weil die Temperaturunterschiede zwischen „wohnen“ und dem kalten Kellerfußboden sehr groß sind.
Umnutzungen der Kellerräume ohne ausreichende Wärmedämmung führen sehr oft zu Feuchte- und Schimmelproblemen. In Wasch,- bzw. Trockenräumen sollte eher ein Luftentfeuchter eingesetzt werden statt die Fenster ständig offen zu lassen.
Weiterführende Empfehlungen sind:
Kontrolle der Fassade, diese sollte wasserabweisend und ohne Risse bzw. Putzschäden sein. Schäden bei Wärmedämmungen, z.B. Spechtlöcher müssen sofort geschlossen werden.
Dächer, Terrassen und deren Anschlüsse müssen dicht sein.
Kleine Fehlstellen führen oft schon zu erheblichen Schäden.
Es dauert sehr lange bis eine feuchte Wand wieder austrocknet. Erfahrungen hierzu sagen aus: eine 40 cm feuchte Ziegelwand braucht zum Trocknen fast ein Jahr.
In Wasch,- bzw. Trockenräumen sollte eher ein Luftentfeuchter eingesetzt werden statt die Fenster ständig offen zu lassen.
Eine Kontrolle ist einfach.
In der heutigen Zeit ist es einfach – sowohl Feuchtegehalt als auch Temperatur zu kontrollieren. Dazu braucht man ein Thermohygrometer.
Bild: Thermohygrometer
Nun kann man am Gerät ablesen, dass die relative Luftfeuchtigkeit in der Regel absinkt und nach einer bestimmten Zeit wieder ansteigt, weil die kalte Außenluft wenig Feuchtigkeit enthält und im Raum die Temperatur relativ schnell wieder ansteigt.
Dies geschieht durch Wärmeabgabe der Wände, Einbauteile und der gelagerten Gegenstände.
Ideale Werte sind für die meisten Menschen Temperatur zwischen 19 bis 23 Grad und die Luftfeuchte zwischen 45 bis 60 %.
Dabei ist zu beachten: 1 Grad mehr, also statt 20° z.B. 21° bedeutet ungefähr 6% mehr an Energiekosten!!!
Bitte bedenken Sie: All die Energie die unnötig zum Fenster hinausgelüftet wird, muss wieder nachgeheizt werden!
Und Energie kostet Geld – und wer wirft das schon gern sinnlos aus dem Fenster…
Bei diesem Beitrag hat Dr.- Ing. Lothar Weichert mitgearbeitet.
Edmund Bromm
Wir in Bayern der Bayrische Rundfunk im Interview mit mir.
SERVICE
Verbrauchertipp: Hilfe gegen Schimmelpilz
Schimmelpilze bilden einen natürlichen Teil unserer Umwelt – wir leben mit ihnen: immer und überall. Übersteigt die Konzentration der Fäden und Sporen jedoch ein bestimmtes Maß, wird der an sich harmlose Pilz zum Problem. An den Wänden bilden sich grau-bläuliche Flecken. Hässlich und noch mehr: Bestimmte Schimmelpilzarten bilden Toxine und die verursachen beim empfindlichen Menschen Allergien: Atemwegsprobleme, Asthma, im allerschlimmsten Fall Infektionen. Vor allem im Winter zeigt sich der Pilz an kritischen Stellen in Haus und Wohnung, offenbart undichtes Mauerwerk und Kältebrücken, Baufehler oder falsches Heiz- und Lüftverhalten der Bewohner. Eine dauerhafte Sanierung ist teuer, dennoch lässt sich viel Geld sparen, wenn man weiß, welche Maßnahmen tatsächlich sinnvoll sind.
Dazu gab es ein Interview mit dem Sachverständigen für Feuchteschäden und Schimmel.
Edmund Bromm aus Ismaning. Er ist ehrenamtlicher Berater im Bauzentrum der Stadt München.
Die Fragen von BR
Herr Bromm……..Klassische Situation: Altbau mit neuen Fenstern und neuer Heizung: Warum ist das im Hinblick auf Schimmelpilze so kritisch zu betrachten?
Die neuen Fenster sind sicher nicht Schuld. Höchstens derjenige, welcher die neuen Fenster eingesetzt hat und keine ausreichende Dämmung einbaut hat oder wenn schlampig verputzt wird und so Wärmebrücken entstehen. Somit kommt es oft zu Kondenswasser in den Laibungen.
Das wichtigste ist, das Lüftungsverhalten muss verändert werden.
Früher war es der Holz- oder Kohleofen der für einen Luftaustausch gesorgt hat. Alles was an Luft durch den Kamin ging, wurde von außen durch die undichten Fenster und Türen nachgesaugt. Und kalte Luft hat nur wenig Feuchte, deswegen war es auch oft zu trocken.
Wenn nach dem Fenstereinbau noch tapeziert wird, ergeben oft der Kleister und die Zellulose aus Tapeten ideale Bedingungen und sind Nahrung für Schimmelpilze.
Aber auch viele Anstriche mit organischen Bindemitteln können faulen.
BR 2. Was sind Schimmelpilzquellen?
Mülleimer, Kompost, Pflanzenerde – das kann zu stärkerer Konzentration in der Innenluft führen.
Ich denke auch an die Teppichböden. Insbesondere in nicht unterkellerten Räumen oder im Erdgeschoss mit kalten Keller. Hier kann der Hausstaub richtig schön vor sich hinfaulen.
BR 3. Wann und wie kann ich selbst aktiv werden?
Z.B. durch richtiges lüften und auch ausreichend heizen.
Wenn das Schlafzimmer schon kalt sein soll, dann auch die Türen schließen. Sonst kommt die warme Luft vom Wohnzimmer auf eine kalte Wand – es entsteht Kondenswasser.
Die Temperatur und die Feuchte sollte mit einem Thermohygrometer kontrolliert werden.
Ein ideales Klima ist bei Temperaturen zwischen 19 und 22° C. und die Feuchte sollte unter 60% bleiben.
Die beschlagenen Fenster- und Türrahmen sowie die Silikonfugen regelmäßig mit einem Reinigungslappen abwischen. In die Ritzen gelangt auch Staub.
Mülleimer öfters desinfizieren.
Keine Wäsche in der Wohnung trocknen. Früher hatte man einen Speicher um die Wäsche zu trocknen. Wenn diese in der Wohnung getrocknet wird, so ist zu bedenken – aus der Trommel kommen 7- 8 kg und 2 kg werden in den Schrank gelegt, tja wo bleibt das Wasser?
Große Schränke dürfen nicht an die Außenwand gestellt werden. Wenn dies nicht anders möglich ist, ausreichend Platz – mindestens 5 besser 10 cm von der Wand lassen.
Betten mit geschlossen Bettkasten „unterfüttern“ bzw. höher stellen. Man hatte früher immer ausreichend Platz durch hohe Füße und somit Luft dazwischen.
Küchen werden oft Millimetergenau eingepasst, aber wie soll es dahinter/darunter warm werden?
Aber auch feuchte Wände und Keller müssen – „trockengelegt“ werden.
Fenster müssen im Keller geschlossen bleiben.
Die Fassade kontrollieren, ob diese Wasser aufnimmt. Dies ist mit einem einfachen Test leicht zu ermitteln – ein Glas Wasser an die Wand geschüttet, alles muss ablaufen.
Der Anstrich an der Innenseite war früher nur Kalk, damit auch ein gutes Desinfektionsmittel. Dies auch dann noch wenn viele Anstriche aufgebracht wurden.
Schimmel braucht immer eine Nährsubstanz und ausreichend Feuchte sowie die „richtige“ Temperatur. Aber auch der PH-Wert und das Licht müssen stimmen.
Notfalls mit einem Luftentfeuchter die Feuchte reduzieren
BR 4. Und kleine Flächen kann ich selbst entfernen?
Ja natürlich. Wenn man den Schimmel erkennt oder riecht sollte dieser sofort beseitigt werden. Kleinere Flächen – etwa wenn ein Schrank von der Wand gerückt wird oder auch hinter einem Bild können leicht selber beseitigt werden.
Neben den einfachen Bekämpfungsmitteln wie 70 oder 80% Alkohol aus der Apotheke oder der Drogerie gibt es auch andere ungiftige Produkte – auch in manchen Märkten. Aber immer auf Zulassung und die Gebrauchsanweisung achten.
BR 5. Sind alle Schimmelpilze gleich gefährlich?
Es geisterte mal das Gerücht herum, vor allem der im Sanitärbereich entstehende schwarze Schimmelpilz sei krebserregend?
Einen aktiven schwarzen Schimmel gibt es nicht. Jeder „Schwammerl“ ob groß oder klein ist zunächst relativ hell. Erst wenn dieser abstirbt und fault wird er schwarz.
Und ob grün oder welcher Farbe auch immer – es gibt gefährliche und weniger gefährliche Schimmelarten.
Eine Gefährdung hängt auch immer von der Konzentration und von der Aufenthaltsdauer in einem Raum ab.
Man muss wissen, dass es auf der ganzen Welt keine schimmelpilzfreie Zone gibt. Auch Sporen sind allgegenwärtig und können bei idealen Bedingungen sehr schnell wachsen und somit auch ein Problem ergeben.
Gärtner; Landwirte; Förster und Waldarbeiter haben ständig mit Schimmel zu tun und diese erkranken auch nicht alle an Krebs.
Der gesunde Mensch hat im Normalfall keine Probleme mit Schimmel.
Gerade deshalb ist eine sachliche Bewertung dieser Thematik so wichtig, sonst werden die Angstmacher hier ein großes Betätigungsfeld für sich erobern. Die unsoliden Geschäftemacher sind zu Hauff unterwegs.
BR 6. Die Mieterin in unserem Beispiel wurde von der Wohnungseigentümerin mit einem Schimmelspray und einem Heizlüfter versorgt, sollte damit den Schimmel abtöten und die Wand trocknen. Ist das nachahmenswert?
Nein sicher nicht. Dazu ist der Schaden zu groß.
Schimmelspray ist in diesen Fällen generell nicht empfehlenswert. Es tötet den Schimmelpilz und auch manche Sporen ab, aber, der Körper unterscheidet nicht zwischen toten und lebenden Sporen.
Manche Menschen reagieren allergisch auch auf tote Sporen. Ich beseitige damit also keine Gefahr!
Im Gegenteil, unter Umständen sind Inhaltsstoffe im Spray erst recht Allergie auslösend? Hier gab es große Unterschiede bei einer Prüfung durch Öko-Test im letztem Jahr.
Falsch ist es auch eine Schimmelbekämpfung mit einem Heizlüfter vorzunehmen, denn damit werden die Sporen erst recht im Wohnraum verteilt.
Heizen der Wand und trocknen macht erst Sinn, wenn die Sporen z.B. durch absaugen beseitigt sind.
Es ist einem Mieter auf lange Sicht auch nicht zumutbar, überdurchschnittlich hohe Kosten für Heizung zu tragen, erst recht nicht, wenn ein Baumangel vorliegt.
BR 7. Wann brauche ich den Fachmann?
Dies ist schwierig zu beantworten, weil es immer eine Gradwanderung sein wird. Manche Menschen reagieren sehr sensibel auf Schimmelschäden und andere haben immer damit zu tun und bleiben gesund.
Sicher dann, wenn die Befallflächen relativ groß sind. Wenn gesundheitliche Beeinträchtigungen gegeben sind und/oder der Arzt eine Schimmelallergie feststellt. Auch wenn dann „nur“ der Verdacht von Schimmelbefall gegeben ist. Es ist wichtig den Betroffenen zu helfen, dass sie Sicherheit bekommen.
Man denke nur an die Angstmacherei in den Medien. Man liest sehr oft „Vorsicht Schimmel ist gesundheitsschädlich“. Wie soll der Laie dies alleine Bewerten?
BR 8. Ist Schimmelpilz immer sichtbar?
Nein, manchmal versteckt er sich z.B. im Teppich, hinter Wandverkleidungen und Tapeten, in oder unter Schränken usw.. Bisweilen deutet nur ein muffiger Geruch darauf hin.
Wenn krankmachende Symptome bekannt werden ist eine Raumluftmessung sinnvoll.
Wenn der Schimmelbefall sichtbar ist, kann man i.d.R. drauf verzichten auch ist dann meistens eine Untersuchung der Art des Pilzes überflüssig.
BR 9. Passivhäuser sind extrem gut gedämmt, setzen darauf, dass möglichst nirgends Wärme entweichen und Kälte eindringen kann. Macht sie das für Pilze besonders anfällig?
Klar, hier ist ein spezielles Lüftungs- aber auch Heizsystem nötig. Z. B. in Skandinavien ist Bauen ohne spezielle Lüftungssysteme gar nicht mehr erlaubt.
Logisch ist auch, dass dies mit der gleichen konsequenten Technik erstellt werden muss. So, dass sich die Bewohner auch ohne Schimmelbefall wohlfühlen können.
BR 10. Wenn ich mir unsicher bin, ob nun Schimmelpilz in der Wohnung ist oder ich gerade baue und gut vorbeugen möchte – wo kann ich mich informieren?
Sicher bekomme ich keine zuverlässigen Informationen aus den zahlreichen Blättern und Zeitschriften die in den Hauseingängen in Massen rum liegen. Meist helfen einem auch die Vertreter auf Messen oder an der Haustüre nicht weiter. Man sollte vorsichtig sein und nicht jedem selbsternannten Fachmann vertrauen, auch wenn er sich als Baubiologe ausgibt – auch hier gibt es immer „solche und solche“.
Man kann sich an die gemeindlichen Behörden; an die Verbraucherverbände; an Haus- und Grundbesitzer- sowie an die Mietervereinigungen wenden.
In München das Referat für Gesundheit und Umwelt.
Auch die Handwerkskammern sowie die Innungen können Sachverständige benennen.
In München und Nürnberg gibt es ein Bauzentrum wo man sich nach Anmeldung kostenlos beraten lassen kann.
Beratungsstellen bei Schimmelproblemen:
Referat für Gesundheit und Umwelt Umweltladen
Rindermarkt 10
Tel. 089 23326666
Umweltmedizinische Beratung
Tel. 089 23347849
Bauzentrum München
Willy-Brandt-Allee 10
Tel. 089 5463660
Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern
Max-Josephstrasse 2
Tel. 089 51160
Handwerkskammer München
Max-Joseph-Strasse 5
Tel. 089 5119 – 0